Eine der Krankheiten, die unsere Vorfahren über hunderte, ja sogar tausende von Jahren begleitet haben, ist Lepra. Kaum eine heute noch bestehende Krankheit kann früher nachgewiesen werden. Schon die alten Ägypter wurden von der Krankheit heimgesucht. In Mitteleuropa erreichte die Seuche im 13. Jahrhundert ihren Höhepunkt, allerdings wurden Todesopfer noch bis ins 19. Jahrhundert hinein gezählt.
Auch im Schwarzwald breitete sich Lepra aus, eingeschleppt oft von durchziehenden Soldaten, welche die Bevölkerung nicht nur mit Plünderungen malträtierten, sondern auch Bakterien und Viren aus fernen Ländern verbreiteten.
Was haben die Menschen getan, um sich zu schützen? Im späten Mittelalter etablierten sich mehr und mehr sogenannte Leprosen- oder Gutleuthäuser. Dort wurden Leprakranke isoliert. Wer unter dem Verdacht der Erkrankung stand - oftmals aufgrund von Anzeigen von Nachbarn oder Familienmitgliedern - der musste sich einer Lepraschau unterziehen. Mit skurillen Methoden wurde dort untersucht, ob eine Aussatzerkrankung vorliegt. Oft reichte schon eine krächzende Stimme oder eine harmlose Hauterkrankung und das Urteil der Schaukommisssion lautete "leprosus". Die Diagnose bedeutete für die Betroffenen den vollständigen Ausschluss aus der Gesellschaft, den Entzug des Vermögens und das abrupte Ende aller sozialen Beziehungen.
Die Reste der Leprosenhäuser sind mancherorts noch sichtbar, so die Magdalenenkapelle in Staufen. Die Kapelle, die sich am Ortsausgang Staufens befindet, gehörte seit dem 13. Jahrhunderten zum örtlichen Gutleuthaus. Dort wurden seit dem 13. Jahrhundert Leprakranke oder solche, die der Krankheit verdächtig waren, untergebracht. Die Kapelle sowie der zugehörige Friedhof waren Bestandteile des Konzepts, die Erkrankten vollständig von der Stadtgesellschaft abzusondern. Mehr zur Geschichte der Kapelle finden Sie hier.
Wer sich heute die Kapelle und den Friedhof anschaut, der inzwischen zu einem ansehnlichen Kräutergarten umgewidmet wurde, dem fällt es schwer das Ausmaß an Hoffnungslosigkeit zu erahnen, unter dem die Menschen in derartigen Einrichtungen litten. Aber alleine der Versuch hierzu kann vielleicht dazu beitragen, die gesundheitliche Versorgung Wert zu schätzen, die wir heute nutzen können.