Wer sich heute mit dem Zustand des Schwarzwalds beschäftigt, der hat manche Sorgenfalte im Gesicht. Der Klimawandel macht dem Mittelgebirge zu schaffen. Manche Baumart wie Fichte, Kiefer und Buche leidet schon jetzt unter den höheren Temperaturen. Hinzu kommt der Borkenkäfer, der sich in heißen, trockenen Sommern explosionsartig vermehrt und zuerst kranke, dann auch gesunde Bäume befällt. Da mag manch einer an die gute alte Zeit im Schwarzwald zurückdenken, als von Umweltprobleme noch keine Rede war. Und tatsächlich: Bis vor ungefähr 1.000 Jahren waren die allermeisten Teile des Schwarzwalds von dichten, fast undurchdringlichen Baumbeständen bedeckt, einem Schwarzwälder Urwald.
Bis der Mensch kam und schon im Mittelalter Holz als vielfältigen Rohstoff entdeckt. Zuerst sind es die Glasmacher, die mit ihren Glashütten rodend durch den Wald ziehen. Dazu kommen die Harzer, die es auf den Baumharz abgesehen haben, und die Köhler, die Holz zu Holzkohle verwandeln. Schließlich wird das Holz zum begehrten Exportprodukt und mithilfe der Flößerei gelingt es, Schwarzwälder Baumstämme in weit entfernte Regionen zu schaffen. Aber auch heimische Eisenwerke und wachsende Siedlungen benötigen mehr und mehr des begehrten Brennstoffs und die sich ausbreitende Weidewirtschaft nagt weiter am ohnehin schwächelnden Waldbestand. Ende des 18. Jahrhunderts ist der Schwarzwald nicht mehr wiederzuerkennen. Wo früher Urwald wuchs, sieht man nur noch abgeholzte Flächen. Ganze Täler- und Höhenzüge sind um 1800 vollständig entwaldet. Da amcht sich zum ersten Mal in der deutschen Geschichte ökologisches Denken breit und es beginnt der Siegeszug eines Begriffs, der bis heute die Diskussionen bestimmt: die Nachhaltigkeit. Die ersten Forstgesetze werden erlassen und Förster achten fortan auf eine angemessene Nutzung der Holzressourcen. Die gerodeten Flächen werden großflächig aufgeforstet. Der Wald etabliert sich als schützenswertes Naturgut. Hinzu kommt, dass die Kohle im 19. Jahrhundert Holz als Brennstoff Nummer 1 für Industrie und Haushalte ablöst. Die Trendwende gelingt. Der Schwarzwald kehrt zurück. Und wir können heute unseren Vorfahren aus dem 19. Jahrhundert danken, dass sie erfolgreich darum gekämpft haben, den Schwarzwald zu erhalten.