von Thomas Binder
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30. Oktober 2022
Wer war der Konstanzer Hans? Der Konstanzer Hans hieß mit richtigem Namen Johann Baptista Herrenberger und wurde 1759 in Oppenau im Schwarzwald geboren. Hans verließ mit 18 Jahren seine Familie und begann damit, seinen Lebensunterhalt durch Diebstähle und Raubzüge zu verdienen. Im Schwarzwald war er bald gefürchtet und bewundert für seinen Mut und seine Dreistigkeit. Immer wieder gelang es ihm, der Obrigkeit zu entkommen. Aber die Furcht vor dem Galgen begleitete Hans sein ganzes Leben. Als er in Gengenbach gestellt wird, scheinen seine schlimmsten Befürchtungen wahr zu werden. Erzählt der Galgentänzer die wahre Geschichte des Konstanzer Hans? Die Lebensumstände des Konstanzer Hans sind gut überliefert, weil ein Biograf - möglicherweise der Pfarrer des Gefängnisses - seine langen Gespräche mit dem Konstanzer Hans niedergeschrieben hat. Der Galgentänzer nutzt diese und andere zeitgenössische Quellen. Alle im Galgentänzer geschilderten Ereignisse und alle dort vorkommenden Personen sind so überliefert. Ergänzt wurden lediglich Details, um die Handlung anschaulich und nachvollziehbar zu machen. Was macht den Konstanzer Hans interessant? Hans war eine schillernde Figur. Ungünstige Lebensumstände sorgten dafür, dass er eine kriminelle Karriere einschlug. Aber in vielem unterschied er sich von anderen Räubern. Er versuchte Gewalt zu vermeiden, aber er scheute kaum ein Risiko bei seinen Raubzügen. Auch weil er schlau war, gelang es ihm, immer wieder dem Galgen zu entkommen. Sein Leben lang versuchte er, aus dem Sumpf der Kriminalität zu entkommen, verdingte sich als Soldat oder Quacksalber. Und auch als sein Ende vorgezeichnet schien, versucht er ein letztes Mal, seinem Leben eine neue Wendung zu geben. Warum gibt es im Galgentänzer einzelne Sachbuchkapitel? Neben der Romanbiografie des Konstanzer Hans versucht der Galgentänzer auch ein realistisches Bild des Lebens im Schwarzwald zu vermitteln. Im 18. Jahrhundert lebten zahlreiche Menschen auf der Straße und versuchten wie der Konstanzer Hans durch als fahrende Handwerker, Bettler oder Klein-Kriminelle ein Auskommen zu erlangen. Der Lebensweg des Konstanzer Hans und seine Entscheidungen lassen sich besser nachvollziehen, wenn wir diese Hintergründe kennen. Wie war das Leben auf der Straße zur Zeit des Konstanzer Hans? Die Menschen auf der Straße, zur damaligen Zeit "Vaganten" genannt, lebten unter ärmlichsten Bedingungen. Jeder Tag war ein Kampf ums Überleben. Hunger, Krankheit und Gewalt gehörten zum Alltag. Mit Hilfe der Obrigkeit durfte keiner rechnen, denn es ging immer nur darum, die Vaganten aus dem eigenen Herrschaftsbereich zu verteiben. Trotz dieser deprimierenden Lebensumstände gab es auch ein Zusammengehörigkeitsgefühl und eine eigene Kultur auf der Straße. Hierzu gehörte zum Beispiel die jenische Sprache, die nur von den Menschen auf der Straße gesprochen und verstanden wurde.