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"Kämpfen. Leiden. Lieben. Leben im Schwarzwald von den Kelten bis ins 20.Jahrhundert."
Allerheiligen gehörte von seiner Gründung an zum Orden der Prämonstratenser. In seiner über 600jährigen Geschichte war das Überleben des Klosters mehr als einmal gefährdet. Mehrfach wurde das Kloster durch einen Brand teilweise zerstört und wiederaufgebaut. Im Bauernkrieg plünderten wütende Bauern 1525 die Kirche und nur durch Zahlung von 100 Gulden konnten sie zur Rückgabe des Raubguts bewegt werden. Im 17. und 18. Jahrhundert erlebte das Kloster seine Blütezeit. Ab 1740 wurde hier ein Gymnasium mit Internat betrieben, das mehr als 50 Schüler besuchten. Das Kloster entwickelte sich zu einem bekannten Wallfahrtsort, zu dem an manchen Tagen bis zu 2.000 Gläubige pilgerten. Die Bibliothek des Klosters umfasste Ende des 18. Jahrhunderts mehr als 5.000 Bände. Gleichzeitig kündigten sich jedoch mit der französischen Revolution auf der anderen Seite des Rheins bereits die Vorboten der Säkularisierung an. Napoleon und der von ihm erwirkte Reichsdeputationshauptschluss waren es schließlich, welche für das Ende des Klosters sorgten.1802 hob Karl Friedrich von Baden das Stift auf. Die Mönche verließen ein Jahr später das Kloster. Bald darauf wurden die Gebäude zum Abbruch freigegeben.
Allerheiligen hat aber mehr Spuren als nur Steine hinterlassen. Das Kloster war die Heimat vieler Schüler, die später überregionale Bekanntheit erlangten wie z. B. der Mathematiker Adrianus Eisenmann, der Heidelberger Theologe Franz Xaver Merk und der badische Revolutionär Joseph Ignatz Peter. Auch ein legendärer Schwarzwälder Räuber verbrachte hier große Teile seiner Kindheit : Johann Baptista Herrenberger alias Konstanzer Hans, der 1759 in Oppenau geboren wurde. Er war allerdings kein Schüler des Internats. Im Kloster weilte er, weil sein Vater als reisender Handwerker dort im Sommer eine Anstellung fand.
Die Reste des Klosters können noch heute besichtigt werden und sind allemal einen Ausflug wert. Die Ruine der Klosterkirche, der Klostergarten und ein kleines Museum ermöglichen den Besucherinnen und Besuchern eine kleine Reise in die Zeiten, als Klöster die Keimzellen von Bildung und Kultur waren. Vielleicht kann der eine oder die andere sich dann Mark Twain anschließen, der 1878 von seinem Ausflug nach Allerheiligen berichtete: "Hier waren die braunen und anmutigen Ruinen ihrer Kirche und ihres Konvents, die bewiesen, dass auch die Priester vor siebenhundert Jahren bereits den gleichen guten Riecher hatten, die besten Winkel und Ecken eines Landes aufzuspüren, wie heute.“
Quelle:
Wikipedia
Mark Twain: "A Tramp uproad"
Schöll, Ulrich Johann: "Konstanzer Hanß eine schwäbische Jauners-Geschichte aus zuverlässigen Quellen geschöpft und pragmatisch bearbeitet“