Mehr Lust auf Schwarzwald-Geschichte?
Schauen Sie doch mal in die Leseprobe von
"Kämpfen Leiden. Lieben.
Leben im Schwarzwald von den Kelten bis ins 20. Jahrhundert"
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Damit die klösterlichen Regeln auch eingehalten werden, sieht Abt Wilhelm ein ausgefeiltes System von sogenannten „Circatores“ vor. Deren Aufgabe ist es, die Mönche fortlaufend zu beobachten und Verstöße gegen die Ordnung des Klosters zu melden. Bei den Sitzungen des Kapitels werden die Verstöße dann geahndet. Bei einfachen Verstößen bleibt es bei der Ermahnung, bei Wiederholungen wird zur Rute gegriffen. Für Unbelehrbare gibt es einen Kerker mit Zellen, die weder Fenster noch Türen haben. Der sündhafte Mönch wird von oben durch eine Luke in den Raum herabgelassen.
Auch für den Tagesablauf gibt es klare Vorgaben: Der Tag eines Hirsauer Mönchs beginnt eine halbe Stunde nach Mitternacht mit dem nächtlichen Gebet. Danach kann sich der Mönch nochmals zu Bett begeben, bis zum Morgengebet um vier Uhr. Anschließend ist wieder Bettruhe. Um sechs Uhr versammeln sich die Mönche abermals zum Gebet. Eine halbe Stunde nach sieben Uhr beginnt die Morgenmesse, und um neun Uhr wird die Terz gebetet. Der weitere Arbeitstag wird durch das Mittagsgebet und die Non unterbrochen. Er endet um 16.30 Uhr mit der Vesperfeier. Nach dem Abendessen begegnen sich die Mönche ein letztes Mal zum Nachtgebet, das den Tag im Kloster abschließt.
Nicht ganz so häufig wie zu den Gebeten trifft man sich zum Essen. Im Winter ist nur eine tägliche Mahlzeit vorgesehen, im Sommer sind es zwei. Immerhin ist für Abwechslung gesorgt: Neben Brot, Bohnen, Milch und Eiern, Obst und Gemüse gibt es häufig Fisch und – außerhalb der Fastentage – auch Fleisch.
Trotz aller Strenge – das Klosterleben ist für einen Menschen des Mittelalters alles andere als unattraktiv. Nach Einführung der strengen Hirsauer Regeln erlebt das Kloster im Nordschwarzwald einen regen Zulauf. Hirsau wächst in wenigen Jahren auf mehrere Hundert Mönche an.
Die Einschränkung der individuellen Freiheit ist offensichtlich kein Faktor, der die Menschen abhält, sich den klösterlichen Regeln zu unterwerfen. Von viel größerer Bedeutung ist die Nähe Gottes und die Zugehörigkeit zur Gemeinschaft der Brüder oder Schwestern. Die Regeln werden akzeptiert als Unterstützung im Kampf jedes Einzelnen und der Gemeinschaft gegen die Versuchungen des Bösen.
Quellen:
Schreiner, Klaus: „Hirsau I Lebens- und Verfassungsformen eines Schwarzwaldklosters“
Urban, Wolfgang: „Wilhelm von Hirsau“
Würfel, Maria: „Lernort Kloster Hirsau“
Greiner, Karl: „Hirsau, seine Geschichte und seine Ruinen“
Wikipedia Artikel "Hirsauer Reform" und "Kloster Hirsau"