Zu Neujahr haben sie wieder Hochkonjunktur: Glücksbringer aller Art und in jeder Form (am Beliebtesten sind die aus Marzipan): Glücksschweine, Cent-Münzen, Kleeblätter, Schornsteinfeger oder Hufeisen. Auf der anderen Seite kennen wir auch deren Gegenstücke, Ereignisse oder Gegenstände, die uns Unglück ankündigen. In manchen Hotels wird die 13 als Zimmernummer und in einigen Flugzeugen die 13. Sitzreihe ausgelassen. Auch manch einem, dem eine schwarze Katze von links nach rechts über den Weg läuft, muss unwillkürlich daran denken, dass dies ein Vorzeichen für ein negatives Ereignis sein kann.
Aber während der Glaube an derartige Prophezeiungen heute kaum mehr als Folklore ist, war es unseren Vorfahren bitterer Ernst. Dass es Übersinnliches und magische Kräfte gibt, die unser Schicksal bestimmen, war weit verbreitete Auffassung bis in die Neuzeit. Eine Vielzahl an Möglichkeiten, die Zukunft positiv oder negativ zu beeinflussen, wirkte sich direkt und unmittelbar auf das tägliche Leben aus. Der Glaube an Glücks- und Unglücksbringer war der Versuch, Ordnung in eine Umwelt zu bringen, deren Gesetzmäßigkeiten nicht verstanden werden konnten.
Noch heute finden sich in den Dächern alter Schwarzwaldhöfe mumifizierte Köpfe von Ochsen, die an Balken befestigt sind. Beim Richtfest neuer Bauernhäuser war es Sitte, ein Zugtier zu schlachten und den Kopf am Hochfirstbalken zu befestigen. Dies sollte den Hof vor Blitzschlag und die menschlichen und tierischen Bewohner vor Krankheiten schützen.
Als unglückliches Vorzeichen werteten unsere Vorfahren, wenn Elstern über das Haus flogen und kein Vaterunser zur Abwendung des Unheils gebetet wurde. Wer zwischen Weihnachten und Neujahr in den Rauh-Nächten Wäsche gewaschen hat, der musste fürchten dass eine Person aus dem Haus im nächsten Jahr sterben wird.
In den Gerichtsakten der Stadt Freiburg ist dokumentiert, wie weit die Bewohner der Stadt gingen, um dem Glück auf die Sprünge zu helfen. So schlug Ursula Weltzin 1599 drei Rossnägel in ein Heiligenbild, um eine verlorene Sache wiederzufinden. Martin Stürmer trug im Jahre 1603 den Kopf eines Wiedehopfs mit sich herum, um von Kaufleuten nicht übervorteilt zu werden.
Wer aber die heiligen Sakramente der Kirche missbrauchte, um sein zukünftiges Schicksal zu lenken, gegen den gingen die Richter der Stadt mit aller Schärfe vor. Am 25.Oktober 1751 wurde ein Soldat wegen Gottesschändung vor dem Predigertor in Freiburg zunächst geköpft und dann auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Er hatte nach der Kommunion die Hostie aus dem Mund herausgenommen und in eine Kugel gegossen, um damit bei einem Schießwettbewerb Bester zu werden.